14. Januar 2018 Banking

Bankgeschäfte ändern sich – werden aber nie vollständig ohne Menschen ablaufen

In der aktuellen Diskussion um die Zukunft des Bankings werden, da die Zukunft nun einmal unsicher ist, verschiedenste Szenarien entwickelt und durchaus leidenschaftlich diskutiert. Die Randpositionen sind einerseits, dass es keine gravierenden Veränderungen für Filialbanken gibt (zunehmend selten vertreten) und andererseits, dass die Filialbanken Auslaufmodelle sind, da keine Filialen mehr von den Kunden gewollt sind.

Diese zweite Position findet sich natürlich schon lange bei den Vertretern der Direktbanken, aber mittlerweile wird sie auch von vielen anderen geäußert.

Aber ist das so? Stirbt die Filiale als Vertriebskanal aus und geht es dadurch mit den typischen Filialbanken, also den VR-Banken und den Sparkassen dem Ende zu?

Ich denke, nein. Wer sich mit den Menschen beschäftigt, ihnen zuhört, glaubt an eine Zukunft der Filiale.

Warum? Zweckoptimismus, Pfeifen im Walde, weil ich selbst mit Freude und Stolz in einer Genossenschaftsbank arbeite?

Nein. Nüchterne Analyse der Fakten:

  1. Zweifellos nimmt die Zahl der Filialen und der in Filialbanken arbeitenden Menschen schon länger ab und die Entwicklung ist noch nicht am Ende.
  2. Aber die Verwaltung der eigenen Finanzthemen war, ist und bleibt Vertrauenssache. Und es wird immer Aspekte geben, die die Kunden face-to-face besprechen und lösen wollen.
  3. Das zeigen übrigens auch diverse Umfragen unter jungen Leuten. Im Gegensatz zu landläufigen Hypothesen, dass die jungen Leute alle Bankgeschäfte ohne face-to-face Beratung durchführen wollen, sieht es tatsächlich so aus, dass für zentrale Themen (erste Baufinanzierung; erste Anlageprodukte) sehr wohl der direkte Kontakt gesucht wird.
  4. Ursprünglich reine online-shops bauen zunehmend physische Filialen in Ergänzung auf.

Letztlich wird sich also eine neue Balance auch bei den Banken bilden: weniger Filialen, aber nicht deren totales Verschwinden. Allerdings Filialen eines völlig neuen Typus‘, die Heimat mit Hightech verbinden und „gefragte Locations“ ihres jeweiligen Standortes sind.

Ein „Weiter so“, d.h. die lieblose Renovierung alter Filialtypen, führt tatsächlich in den Orkus.

Diese Entwicklung kann man auch bei den Buchhändlern erkennen: natürlich geht es nicht mehr ohne guten onlineshop und natürlich hat sich ein Teil der Bücher auf die E-Reader a la Kindle verlagert. Aber die Evolution ist eine Million Jahre alt und wir lernen – und genießen – umso mehr, je mehr Sinne wir einsetzen. Das ändert sich nicht in ein oder zwei Jahrzehnten.

Und deshalb gibt es auch weiterhin noch Buchläden und der Marktanteil der EBooks ist überschaubar. Aber gute Buchläden haben eben auch einen guten virtuellen Auftritt.

Und hier liegt der Beitrag der VR-Banken und Sparkassen für die Standorte und damit ihre Chance: nicht die klassische, lieblos renovierte, Bankfiliale mit ihren SB-Geräten schafft Heimat und bietet Infrastruktur. Sondern die moderne, ebenso kundenfokussierte wie hochtechnisierte,  Filiale als Anziehungspunkt und Ort der Begegnung.

Menschen suchen gute Emotionen, vor allem Vertrauen. Die Bankfiliale hat auch zukünftig etwas zu bieten.