„Die Genossenschaftsbank ist ein Zukunftsmodell“ – (m)ein Blick nach vorne
Die Zukunft der filialbasierten Regionalbanken, also in Deutschland primär der Volks- und Raiffeisenbanken sowie der Sparkassen, wird intensiv diskutiert.
Häufig ist der Grundtenor eher pessimistisch, da der Filiale keine mittel- oder gar langfristige Überlebensfähigkeit zugebilligt wird. Folgt man dieser These, verbleibt den Regionalbanken in der Tat nur die wenig lockende Perspektive lokaler Direktbanken.
Und diese hätten wohl eher den Charakter von Direktbank-Kopien, deren USP kaum noch erkennbar wäre. Wie soll ein Institut der Region dienen, das selbst nur noch virtuell erreichbar ist?
Das kann es nicht sein, das hat keine Zukunft.
Und dem widerspricht auch die reale Entwicklung: die Internetgiganten setzen zunehmend darauf, auch in der Welt der Steine präsent zu sein. Und diese Präsenzen haben nicht den Charakter von Feigenblättern, die man haben muss.
Vielmehr geht es immer um hochwertige Stores, Erlebniswelten. Und dorthin gehen die Menschen. Sie wollen zunehmend mehr, aber wohl nie alles, digital erledigen.
Somit gehört die Zukunft also den Akteuren, die in beiden Welten – Bits & Bytes ebenso wie Steine – stark sind, die Messlatte setzen. Es geht um eine in diesem Sinne hybride Strategie, die aber letztlich an jedem Touchpoint ein identisches Gefühl vermitteln muss.
Und damit haben auch Volks- und Raiffeisenbanken, die bisher eine ganz primär filialbasierte Strategie gefahren sind, sehr wohl eine Chance. Dafür aber müssen sie, und zwar sehr bald, zwei Voraussetzungen erfüllen:
- Das vorhandene Filialnetz muss einer regelmäßigen und rigorosen Prüfung unterzogen werden. Nur zukunftsfähige Standorte können bleiben.In diese aber muss massiv investiert werden, um die Filialen zu Magneten in ihren Standorten zu entwickeln. Hierbei sind modernste Aspekte der Konsumforschung zu integrieren.
- Parallel muss die digitale Transformation mit aller Konsequenz betrieben werden, damit der Anschluss an die schnellsten Mitbewerber nicht verloren geht.
Ist das in einer Volks- und Raiffeisenbank möglich?
Ja!
Es ist gerade die auf Lokalität und Partizipation ausgerichtete genossenschaftliche Idee, die grundsätzlich ideal kombinierbar ist mit modernsten Ansätzen der Organisationsentwicklung und lokaler Filialgestaltung.
Aber es ist ein Weg, der schnell und konsequent begangen werden muss.
Der Artikel stellt einen Versuch dar, retrograd aus einem Zielbild „VR-Bank 2023“ die notwendigen Maßnahmen der Jahre 2018 bis 2022 zu entwickeln:
Anmerkung:
Herzlichen Dank an den Chefredakteur der „Bankinformation“, Herrn Markus Krüger, der mir vorab die freie Publikation des Artikels nach Ablauf des Monats März 2018 genehmigte!
Über jede Rückmeldung an dieser oder einer anderen Stelle zum Artikel freue ich mich!
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Hansjörg Leichsenring
am 04. April 2018 um 07:32 Uhr
Das partizipative Modell der V&R-Banken ist mit Sicherheit hochaktuell. Die spannende Frage ist, wie Lokalität und Digitalisierung miteinander verbunden werden.
Beste Grüße
Hansjörg Leichsenring
Der Bank Blog
Dr. Ralf Kölbach
am 04. April 2018 um 10:23 Uhr
Vielen Dank, Herr Dr. Leichsenring!
Sie sprechen die Gretchenfrage der Regionalbanken auf den Punkt an: Lokalität UND Digitalisierung. Nur so geht es. Verbleibende Filialen müssen technologisch State of the Art sein, und die digitalen Kontaktpunkte müssen wiederum Heimat vermitteln.
Das ist die Aufgabe für die nächsten Jahre.