Ralf´s Reader´s Corner: „The Big Five for Life“ von John Strelecky
Dieses Buch habe ich ganz frisch zu Ende gelesen, soeben.
Die Originalausgabe „The Big Five for Life. Leadership´s Greatest Secret“stammt aus dem Jahre 2008. Das Buch erschien ein Jahr später erstmals in deutscher Sprache und liegt nun bereits in der 21. deutschen Auflage vor.
Somit ist es ein sehr gut verkauftes Buch. Ist es auch gut?
Ja, ich finde es durchaus beeindruckend. Strelecky hat einen ebenso kreativen wie eleganten Weg gefunden, phasenweise trockenes Management-Wissen fesselnd und hochemotional zu vermitteln: Er erzählt die Geschichte des fiktiven todkranken Management-Übervaters Thomas Derale, der sein Wissen weitergibt und am Ende beruhigt sterben kann, weil er sein Leben gelebt hat, seinen „Zweck der Existenz (ZDE)“ fand und seine Big Five umsetzte. Zum ZDE gibt es übrigens ein eigenes Vorläufer-Buch von Strelecky – „Das Café am Rande der Welt“ (amerik. Erstausgabe 2003). Interessanterweise hinsichtlich des Titels eng verwandt mit … Douglas Adams: „Das Restaurant am Ende des Universums“ (amerik. Erstausgabe 1980), Band 2 der legendären vierbändigen Weltraum-Trilogie. Dieses andere Buch Streleckys las ich vor einiger Zeit, auch mit großem Interesse, und werde es auch gelegentlich hier vorstellen.
Aber zurück zu den „Big Five for Live“:
Viel, manchmal sehr viel, Pathos und ein irgendwie dann doch etwas zu perfekter Protagonist, der gleichzeitig extrem erfolgreich und perfekt menschlich ist, führten hier und da dann doch zum Gedanken: „Na ja, ein bisschen dick aufgetragen ist das schon. Dieser moderne Held ist einfach zu perfekt und macht unnatürlich viel richtig – egal, was er anpackt.“
Kommt man mit dieser wohl recht amerikanischen Art des phasenweise kübelweisen Einsatzes von Pathos zurecht, lohnt sich jedoch der Blick in die Sachinhalte, also die Managementlektionen, sehr wohl.
Der stark menschenzentrierte, zutiefst philanthropische Ansatz, den Strelecky über seinen Helden vorstellt, lässt das Buch relativ klar als eines mit dem Fokus auf Leadership (also der emotionalen Führung) und nicht mit dem auf Management (also der handwerklichen Führung) erscheinen. Und er macht es sympathisch.
Das ganze Konzept der Kombination aus ZDE (vgl. „das Café am Rande der Welt“) und den Big Five setzt rigoros darauf, dass hochemotionalisierte Menschen in einem Unternehmen arbeiten, in denen sie ihren ZDE leben und mit denen sie ihre Big Five erfüllen können. Somit geht es um intrinsische Mitarbeiter-Motivation höchsten Grades, die das Unternehmen vor Energie vibrieren und wie eine Rakete von Erfolg zu Erfolg eilen lässt. Geführt von einem CEO, für den die Mitarbeiter/innen „Reisegefährten“ sind und der ein in jeder Hinsicht hervorragendes Vorbild abgibt.
Diese geradezu symbiotische Kombination aus Geführten und Führendem erzeugt dann gewaltige unternehmerische Erfolge, da die so entstehende Unternehmenskultur zu außergewöhnlicher Effizienz und gleichzeitig Kundenorientierung führt.
Letztendlich ist damit die Unternehmenskultur der zentrale USP und die Ursache aller ökonomischen Erfolge.
Natürlich ist weder dieser Ansatz grundsätzlich neu, noch sind es die eher spärlichen Tools, die das Gerüst erfolgreicher Unternehmensführung im Sinne Streleckys bilden.
Aber die konsequente Ausrichtung auf den USP Kultur und die schönen Geschichten, die immer wieder erzählt werden, lassen es dann doch irgendwie neu erscheinen. Zumindest neu kombiniert.
Insgesamt ist das Buch hilfreich und ein nützlicher und leichter Einsteig in die Welt der Management-Bücher.
Abzüge gibt es für den doch etwas überschaubaren Sachinhalt, viel Redundanz, manchmal fehlende analytische Tiefe und für meinen Geschmack ein doch etwas zu dick aufgetragenes Pathos.
Aber es ist ein gutes Buch, zweifellos.
Fazit: 4/5 Sternen
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Leonhard Zintl
am 06. February 2018 um 20:05 Uhr
Gute Zusammenfassung. Buch ist angenehme und „leichte“ Kost. Lässt sich unterwegs oder im Urlaub gut lesen. Vom Autor gibt es weitere gute Bücher , die unterhaltsam sind. Die Grundbotschaften vermitteln gut, auf was es ankommt!
Dr. Ralf Kölbach
am 06. February 2018 um 20:25 Uhr
Vielen Dank! Ja, „leichte Kost“ trifft es gut. Nicht Tolstoi, eher Gogol, wenn man es auf die großen Russen projiziert. Oder eben auch ein Gegenstück zu Malik.