14. Januar 2018 Management

Führung heißt Augenhöhe! Eine „Halbzeitbilanz“

Im jahr 2018 feiere ich ein kleines „Jubiläum“: seit 20 Jahren darf ich, in unterschiedlichsten Positionen, Menschen führen. Da auch noch annähernd 20 Arbeitsjahre vor mir liegen, und in der Annahme, mir werden bis zuletzt Menschen anvertraut, bin ich in etwa in meiner „Führungs-Halbzeit“ angekommen.

Vorab ein Disclaimer:

Nein, meine folgenden Aussagen zur Führung sind keine wissenschaftlichen Aussagen. Ich bin diplomierter und promovierter Volkswirt – nicht Psychologe. Ausserdem erhebe ich keineswegs den Anspruch, dass mein Führungsverständnis das „Richtige“ ist.

Außerdem möchte ich betonen, dass es mein persönliches Führungsverständnis ist und nicht für andere oder auch für ein bestimmtes Unternehmen steht. Das sollte klar sein, da dies meine private Website ist, aber ich möchte es doch zusätzlich nochmals betonen.

Die Aussagen basieren auf meiner zwanzigjährigen Erfahrung einerseits und dem Studium vieler Bücher zum Thema Management und Führung, auch zur Psychologie, andererseits. Ach ja, und natürlich aus lebenslanger Weiterbildung im Rahmen von Seminaren, wofür ich meinem Arbeitgeber dankbar war und bin. Seit der Ausbildung und nur mit Unterbrechung für Zivildienst und die fünfjährige Uni-Zeit arbeite ich für denselben Arbeitgeber. Er hat mich nie enttäuscht. Das ist ein gutes Gefühl und wurde durch passende Weiterbildung immer weiter verstärkt.

Und selbstverständlich genügt mein Handeln bestimmt nicht immer den Ansprüchen an mich selbst, die sich aus den folgenden Statements ableiten lassen. Aber ich versuche es. Und ich versuche, auch in der zweiten Halbzeit immer etwas besser zu werden.

Ende Disclaimer.

Nun meine für mich zentralen Hypothesen, wissend, dass ich wohl nichts davon neu erfunden habe:

  1. Die von mir Geführten sind nicht dümmer als ich! Ja, den Begriff „Mitarbeiter/innen“ mag ich nicht. Es sind Kolleg/innen und einige führe ich eben. Wer führt und das gut macht, hat idealerweise auch eine Kernkompetenz in Führung. Aber deswegen bin ich nicht schlauer in Fachthemen. Das scheint mir ein häufiger doppelter Irrtum zu sein:  „Weil ich fachlich der Beste bin, führe ich. Und weil ich führe, bin ich auch ewig der fachlich Beste“.  Welche Dramen der Praxis sich entfalten, wenn das die Denke der Führungskraft ist. Nein, Menschen mit der Kernkompetenz Führung müssen führen und verlassen sich, einmal führend, selbstverständlich auf die überlegene Fach- und Methodenkompetenz der Geführten. Was denn sonst?
  2. Wer keine Führungskarriere anstrebt, ist nicht unmotiviert! Die Zeiten, in denen der Grad der Motivation als linear korreliert mit der Ambition auf vertikale Karriere galt, sind vorbei. Viele jüngere Menschen streben Fach- oder Projektkarrieren an und das ist gut so. Gilt die Hypothese, dass Führung eine eigenständige Kernkompetenz ist, können nicht alle dafür geeignet sein. Wer aber erkennt, dass die eigene Ambition, das innere Bestreben, eben nicht Führung ist und in dieser Erkenntnis dann auch konsequent eine andere Art der Karriere anstrebt – Chapeau!
  3. Wer weder Führungs-, noch Fach-, noch Projektkarriere anstrebt, ist deshalb auch nicht unmotiviert! Jeder Mensch ist Boss des eigenen Lebens. Jeder Mensch hat eigene Prioritäten und verfolgt diese mit entsprechend gestaffeltem Einsatz. Jemand, der/die exakt sein/ihr Pensum in guter Qualität und mit gutem Team- und Sozialverhalten abarbeitet, ist wertvoll. Diese „Indianer“ wollen genau das sein und sie halten das Ganze am Laufen. Ohne sie sind die „Häuptlinge“ hilflos. Wer bin ich, dass ich die Lebenspläne anderer be- und verurteile, ihre Prioritäten aus meiner Sicht bewerte?
  4. Jeder Mensch ist motiviert; er/sie muss aber zum Unternehmen passen. M.E. gibt es keine nicht-motivierten Menschen. Jeder hat etwas, das ihn antreibt. Wenn es aber keine Kongruenz gibt, keine Aufgabe zu inneren Ambition passt, macht es keinen Sinn für beide Seiten. Und kann auch nicht durch Versuche extrinsischer Motivation gelöst werden. Intrinsisch Motivierte brauchen keine Karotte, bei nicht (für dieses Unternehmen) motivierten hilft sie nicht nachhaltig.
  5. Gib einen Vertrauensvorschuss und schau, was passiert. Jeder Mensch verdient Vertrauen. Die allermeisten erkennen das an und geben zurück. Mein Menschenbild ist positiv. Wie will ich andernfalls führen?
  6. Kommuniziere unangenehme Wahrheiten schnell und ehrlich, denn Deine Geführten sind nicht dümmer als Du. Sie können mit harten Wahrheiten umgehen, aber akzeptieren nicht Unehrlichkeit.
  7. Investitionen in Menschen nähren die Seele..und bringen die besten Renditen für Dich.